Agilität steigern: die 6 entscheidenden Fragen

Auch ohne Krise sind Unternehmen durch Digitalisierung, Generationenwechsel und neues Kundenverhalten gefordert, sich immer schneller anzupassen. Mit den folgenden sechs Leitfragen des Leuchtturm-Modells schafft ihr das entscheidende Umdenken und steigert eure Agilität! Die Ebenen des Leuchtturms, basierend auf den logischen Ebenen von Robert Dilts, sind für agile Transformation umgestaltet und dienen als Veränderungsleitfaden für eure Agilitätssteigerung.

Frage 1: Die Basis: Wozu gibt es uns?

Die Frage nach dem Wozu ist entscheidend um die Agilität zu steigern. Was ist der Nutzen und die Wertschöpfung, die wir erschaffen? Wenn dieser Existenzgrund nicht im Bewusstsein gehalten und gepflegt wird, verliert sich euer Team in den vielen Aufgaben des Alltags.

Fragen zur ersten Ebene:

  1. Wozu gibt es uns?
  2. Was macht uns einzigartig im Unternehmen?
  3. Was macht uns einzigartig für die Kunden?
  4. Wie lautet unser Auftrag? Mit welchem Auftrag identifizieren wir uns?
  5. Welchen Nutzen schaffen wir für die Kunden, für das Unternehmen, für uns als Team und für jeden Einzelnen?

Frage 2: Was ist unser Selbstverständnis?

Was versteht jeder unter seinem Beitrag oder um die Antworten aus der ersten Frage zu erfüllen? Womit identifizieren sich die Mitarbeiter? Meist ist uns das Selbstverständnis nicht bewusst, doch es steuert unsere Werte und Handlungen.

Fragen zur zweiten Ebene:

  1. Was tun wir, um unseren Auftrag zu erfüllen?
  2. Wodurch schaffen wir für uns selbst und unser Umfeld hohe Motivation?
  3. Welches Handeln zeichnet uns aus?
  4. Welchen Beitrag leisten wir, damit das Unternehmen am Markt erfolgreich ist und bleibt?
  5. Mit welchen Aufgaben identifizieren wir uns?

Frage 3: Wie handeln wir?

Um diese Frage zu beantworten, sind die zwölf agilen Prinzipien eine sehr gute Grundlage. Am wirksamsten ist es, wenn Ihre Mitarbeiter ihre eigenen Werte und die daraus resultierenden Handlungen selbst formulieren und reflektieren.

Die zwölf agilen Prinzipien:

  1. Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung unserer wertvollen Produkte/Dienstleistungen zufriedenzustellen.
  2. Dringende Anforderungsänderungen sind selbst spät in der Entwicklung willkommen.
  3. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.
  4. Funktionierende Produkte/Dienstleistungen werden regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate geliefert.
  5. Fachleute aus verschiedenen Bereichen müssen während des Projekts täglich zusammenarbeiten.
  6. Projekte werden rund um motivierte Individuen gestaltet. Das Team bekommt das Umfeld und die Unterstützung, die es benötigt. Das Vertrauen in die Erledigung der Aufgaben muss vorhanden sein.
  7. Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an das Team und innerhalb eines Teams zu übermitteln, ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht.
  8. Funktionierende Dienstleistungen/Produkte sind das wichtigste Maß des Fortschritts.
  9. Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung.
  10. Die Auftraggeber, das Team und die Nutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.
  11. Ständiges Augenmerk auf fachliche Exzellenz und gute Gestaltung der Arbeitsabläufe fördert Agilität. Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell.
  12. Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams. Durch Reflexion in regelmäßigen Abständen findet das Team heraus, wie es effektiver werden kann, es passt sein Verhalten entsprechend an.
Agile Methoden: Leuchtturm-Modell

Frage 4: Welche Rollen mit welchen Kompetenzen brauchen wir im Team?

Rollen sind in Kontexten der Agilität eine effektive Möglichkeit, um die Verantwortungsübernahme auch außerhalb der Hierarchien zu stärken und damit die Agilität zu erhöhen. Es gibt funktionale Rollen, die Verantwortung und laterale Führung für definierte Aufgaben übernehmen und jeweils über einen längeren Zeitraum von einem Teammitglied übernommen werden, und es gibt temporäre Rollen, die für eine spezifische Situation genutzt werden.

Wenn euer Team mit den funktionalen Rollen startet, empfiehlt sich die stärkenorientierte Wahl. Bei fortgeschrittenen und reifen Teams eignen sich neue und bisher ungeübte Rollen besonders gut zur eigenen Weiterentwicklung, um eine bis dahin ungewohnte Verhaltensweise zu trainieren.

Frage 5: Wie bauen wir um?

Gründend auf den kulturellen Themen der ersten vier Leuchtturmebenen (Basis, Selbstverständnis, Werte und Rollen) geht es in der fünften Ebene um die Struktur des Wandels. Nun baut ihr im Team euren Leuchtturm auf – ein modernes Gebäude, in dem ihr künftig gemeinsam arbeiten werdet.

Fragen zur fünften Ebene:

  1. Wie strukturieren wir unseren Bereich, um wie eine Crossläufer-Mannschaft im unwegsamen Gelände wendig und schnell voranzukommen?
  2. Wodurch gewährleisten wir für alle Mitarbeiter ein hohes Maß an Selbstorganisation und Entscheidungskompetenz?
  3. Welche Kommunikationsstrukturen schaffen wir, um alle Schnittstellen im Unternehmen, unsere Kundensicht und relevante Stakeholder einzubinden?
  4. Bei hierarchischen Organisationsformen: Wie können wir ein zweites, agiles und flexibles System im Vertrieb schaffen und uns gleichzeitig mit der bestehenden Struktur erfolgreich verbinden?
  5. Wie sorgen wir strukturell für eine Optimierung des laufenden Geschäfts und investieren gleichzeitig in die Innovation zukünftiger Geschäftsfelder?

Frage 6: Welche Wirkung erzeugen wir in unserem Umfeld?

Das Leuchtturm-Signal, die Vision Ihres Teams, soll wie ein Leuchtstern wirken und den Weg weisen. Malt gemeinsam ein anschauliches Bild von der Zukunft, die ihr erschaffen möchten: das Ziel, dass euch deutlich vor Augen steht – Euer Erfüllungsgehilfe auf dem Weg zur Verwirklichung.

Fragen zur sechsten Ebene:

  1. Wie wollen wir auf unsere Kunden wirken?
  2. Welche Wirkung wollen wir im Unternehmen erzielen?
  3. Was ist unser Ruf? Wie betrachten uns Partner und Schnittstellen?
  4. Wie kommunizieren wir nach außen?

Agilität steigern: Tipp zur Umsetzung

Bei der Bearbeitung dieser sechs Leitfragen im Team zur Verbesserung eurer Agilität ist es ratsam, zunächst mit der Kundenzentrierung zu beginnen und sich mit den agilen Werten und Prinzipien zu beschäftigen, bevor ihr euch für Frameworks entscheidet. Von der Wirksamkeit her betrachtet ist von einer 70/30-Wirkung auszugehen: 70 Prozent Agilitätssteigerung erzielt ihr durch den Kulturwandel hin zu mehr Transformation, Innovation und Kundenzentrierung. Das entspricht den unteren Ebenen unseres Leuchtturms. 30 Prozent Steigerung der Agilität erzielt ihr durch Prozesse, Frameworks und neue Zielstrategien.

Literatur:

Claudia Thonet, Agile Consulting, Portrait

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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