Agilität Definition – oder: weg vom Sprinter hin zum Crossläufer!

Agiles Führen, agiles Management, agiles Mindset, Agilität in Praktiken und Methoden… was ist das eigentlich genau? Was bedeutet agil sein für Unternehmen in Zeiten von Corona und anderen Krisen? In diesem Artikel erklären wir euch, was es mit der Agilität in Teams und Unternehmen auf sich hat – unter „normalen“ und anderen Umständen!

Was ist Agilität?

Wenn wir im Duden Agilität nachschlagen, steht dort: „Von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig“. Viel Organisationen machen aus Agilität Schnelligkeit. Doch das führt teilweise zu fatalen Folgen, die wir bei einigen „Zwangstransformationen“ vorfinden. Der Unterschied zwischen Schnelligkeit und Wendigkeit lässt sich sehr gut mit folgendem Bild verdeutlichen:

  • Der bewegliche und wendige Läufer – der Crossläufer – ist nicht unbedingt derjenige, der am schnellsten im Ziel ist, sondern derjenige, der sich wendig in seiner Bewegung an die Umgebung anpasst und seinen Kurs stetig korrigieren kann.
  • Der klassische Sprinter ist nur auf seiner eingeübten, geradlinigen und vorhersehbaren Tartanbahn schnell. Mit der gleichen Art zu laufen wäre er querfeldein auf einem Gelände voller wechselnder Untergründe und Hindernissen voraussichtlich nicht besonders erfolgreich. Um dort voranzukommen, müsste er seine Art des Laufens extrem verändern und an den jeweiligen Untergrund anpassen.

Mit wendiger Beweglichkeit unterwegs zu sein, ist also eine schöne Definition für Agilität. Genau das brauchen Unternehmen und Teams, um auf dem unsicheren Gelände der Gegenwart und Zukunft voranzukommen. Gerade zurzeit wird uns allen die Bedeutung von irritierenden Veränderungen besonders vor Augen geführt. Vorbei ist es mit Planungen für die nächsten Monate, maximal für einen Zeitraum von zwei Wochen sind Entscheidungen tragfähig und konsistent.

Was bedeutet agil sein nun für ein Unternehmen?

Das oben beschriebene Szenario für iterative Veränderungen erleben wir seit der Krise tagtäglich. Doch wie bleiben Unternehmen dabei auf Kurs? Wie schaffen Sie trotzdem einen sicheren Rahmen und vermitteln ihren Mitarbeiter und Kunden Vertrauen und Verlässlichkeit?

Agilität ist sozusagen der Gegenpol von Stabilität. Das mag zunächst ein wenig irritieren, es bedeutet jedoch nichts anderes, als dass ein Unternehmen flexibel und schnell auf Anforderungen des Marktes und der Kunden eingehen kann. Agiles Arbeiten im Unternehmen kann in unterschiedlichen Formen daherkommen:

Agiles Führen

Führung im „klassischen Sinne“ wird als Bestimmen der Richtung und der erfolgreichen Einflussnahme in kritischen Situationen verstanden. Es gibt jedoch auch Führen über Frameworks, also das Regelwerk, das einem Team vorgegeben wird bzw. das es sich idealerweise selbst vorgibt, um die Agilität zu steigern.

Agiles Führen bedeutet, Teams zu befähigen, selbstorganisiert zu arbeiten. Eine unterstützende Form der Führung also. Ein agiles Framework, das Teams hilft, sich selbst zu organisieren, ist beispielsweise Scrum. Es sagt, WAS zu tun ist, aber nicht WIE. Im Kontext dieses Frameworks kann ein Scrum Master oder Product Owner eine führende Rolle innehaben, die mehr moderierend, coachend oder auch strategisch sein kann.

Agiles Führen ist zudem nicht notwendig gekoppelt an eine Funktion oder Position, sondern es ist stets an Rollen gebunden. Dabei müssen die Geführten immer in der Lage sein, sich selbst zu führen. Somit kann agile Führung nicht als Führungsstil oder einheitliches Konzept betrachtet werden, sondern als etwas, das Teams bei ihrer Selbstorganisation hilft. Zentraler Wert ist deshalb die Hilfe zur Selbsthilfe.

Agiles Mindset

Mitarbeiter in agilen Unternehmen brauchen ein bestimmtes Mindset, eine Denk- und Handlungslogik, um selbstorganisiert arbeiten und die Agilität steigern zu können. Es ist im Sinn der Stanford-Professorin Carol Dweck in jedem Fall ein „Growth Mindset“, also am eigenen Wachstum orientiert als auch daran, andere zum persönlichen Wachstum zu inspirieren.

Agile Werte

Werte sind psychologisch betrachtet Handlungsimpulse. Agile Werte geben die Richtung vor, in der Agilität gelebt wird. Sind Werte gelebt, richten sich Handlungen an ihnen aus. Diese agilen Werte gibt es:

  • Selbstverpflichtung (Commitment)
  • Rückmeldung (Feedback)
  • Fokus (Focus)
  • Kommunikation (Communication)
  • Mut (Courage)
  • Respekt (Respect)
  • Einfachheit (Simplicity)
  • Offenheit (Openness)
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Agile Prinzipien

Aus den agilen Werten leiten sich Prinzipien der Agilität ab. Diese konkreten, handlungsorientierten Ableitungen können auch definiert werden als Regeln, die eine Entscheidungsgrundlage bilden. Prinzipien helfen auch bei der Rahmengestaltung, denn sie leiten zu einer Handlung an. Beispiele für agile Prinzipien:

  • Iteration
  • Flow
  • Selbstorganisation
  • Kontinuierliche Verbesserung
  • Reflexion
  • Adaption
  • Sinn stiften
  • Vielfalt
  • Verantwortung

Agile Praktiken

Zum guten Schluss müssen die agile Werte und Prinzipien in Form von agilen Praktiken umgesetzt werden. Werden verschiedenen solcher Praktiken miteinander verknüpft, spricht man von einer agilen Methode oder einem Framework (z. B. Scrum). Beispiele für agile Praktiken:

  • Rollen
  • Review
  • Plannings
  • Daily Scrum
  • Customer Journey
  • User Stories
  • Persona
  • Timeboxing

Fazit: Was ist die Definition von Agilität?

Unternehmen und Teams, die sich entscheiden, agil zu arbeiten, wissen um die Bedeutung des Mindsets, leben die gemeinsamen Werte und Prinzipien und entwickeln diese stetig weiter. Die gewählte Methode steht ihnen dabei unterstützend zur Seite. 

Literatur:

Claudia Thonet, Agile Consulting, Portrait

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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