Blogserie OKRs Teil 2: Wie aus OKRs keine Orks werden!

In der 2. Folge unserer OKR-Blogserie berichten wir, warum OKRs scheitern, wenn die passenden Voraussetzungen nicht gegeben sind.

Immer wieder begegnet uns das Missverständnis oder die Unwissenheit über das Einsatzgebiet agiler Frameworks wie beispielsweise OKRs. Agile Frameworks sind für agile Teams gedacht, welche kontinuierlich zusammenarbeiten und in einem komplexen Umfeld einen stabilen Teamrahmen haben.

Hier gilt folgende Faustregel: Je komplexer das Umfeld und das Produkt ist, desto stabiler muss der Teamrahmen sein.

An einem Beispiel aus der Konzernwelt zeigen wir dir, wie OKRs scheitern:

Ein Lebensmittel Hersteller möchte in seinen Projekten mehr Zielorientierung und strategische Ausrichtung. Die HR-Abteilung findet in OKRs die ideale Lösung und führt in den Projekten das Framework mit einigen Abwandlungen ein.

Jedes Projekt formuliert eigene mittelfristige Ziele, die aufgrund der Projektdauer von unter einem Jahr verkürzt werden und lässt das Projektteam Objectives und Key Results konzipieren. Die Sprints werden auf 4 Wochen verkürzt und statt einem OKR Coach gibt es Objective Owner, die für die Umsetzung sorgen sollen.

Nach 2–3 Monaten geben alle Projektteams frustriert auf und sind sich einig, nicht mehr weiter mit OKRs arbeiten zu wollen. 

Ihr Fazit: OKRs kosten zu viel Zeit in Meetings, bescheren uns jede Menge Ziele (die wir gar nicht umsetzen können) und frustrieren uns (weil so viele unerledigte Aufgaben auf dem Board stehen).

Nicht nur das Framework wurde hierbei nicht in der Tiefe verstanden und richtig eingesetzt, auch das Einsatzgebiet an sich, ist für OKRs gänzlich ungeeignet. Wenn OKRs 4–6 Iterationen brauchen, um ihre Wirksamkeit voll zu entfalten, sind Projekte von einem Jahr oder kürzer denkbar ungeeignet. Ein weiterer Scheiterungsgrund: Die Projektteams arbeiteten in unserem Beispiel nur 1 Stunde wöchentlich zusammen. Demnach ein weiteres No-Go für das agile Strategiesystem: agile Frameworks sind für agile Teams konzipiert, die möglichst viel Zeit zusammenarbeiten und sich in Lernschleifen weiterentwickeln.

Anhand unseres Beispiels stellen wir also fest, dass folgende Einsatzgebiete nicht für OKRs geeignet:

  • Temporäre Projekte, die von einer Gruppe statt einem Team umgesetzt werden
  • Linien Gruppen, die keine strategischen Gestaltungsräume haben
  • Kurzprojekte von wenigen Monaten bis unter 2 Jahre
  • Gruppen oder Teams, die wenig Entscheidungsbefugnisse haben
  • Gruppen oder Teams, die wenig Zeit zusammenarbeiten (mindestens einen Tag pro Woche sollte ein Team kollaborieren, welches gemeinsame strategische Ziele verfolgt)

Damit die Einführung jedoch gelingen kann, empfehlen wir folgendes: 

  • Prüft zunächst sehr genau warum und wozu OKRs eingesetzt werden sollen: Was genau ist das Problem, welches damit gelöst werden soll? Wie dringlich und notwendig ist der Veränderungswunsch?
  • Welchen Rahmen hat das Team? Ist es ein echtes Team und bringt es die oben beschriebenen Voraussetzungen mit oder können diese hergestellt werden?
  • Mind. 1 Tag Wissensvermittlung über die Haltung und das Framework für alle Beteiligten
  • Begleitung der ersten 3 Iterationen durch einen externen erfahrenen OKR Coach 

Ein externer OKR Coach wird euch zu mehr Prozesssicherheit verhelfen. Er wird die passenden Workshops aufsetzen, den Teilnehmerkreis definieren und einen Auflaufplan etablieren. Ist der Rahmen einmal gestaltet, können sich die Teams in flexiblen Spielfeldern bewegen.

Rahmen gestalten, Agile Führung, Claudia Thonet

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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