Die Führung von morgen gestalten: Nutze die 8 Entwicklungs-Hebel für ein agiles Mindset!

Eine wichtige Frage, die mir in unseren Ausbildungen oder in der Beratung begegnet, lautet: Können wir das Mindset von Menschen verändern? Und was ist überhaupt ein Mindset? Kurz gesagt beschreibt es, wie wir die Welt betrachten und interpretieren. Ganz nach dem Motto:

So, wie du die Welt betrachtest, so erscheint sie dir! 

Gerade in rasanten Veränderungen und wenn wir Herausforderungen begegnen, zeigt sich unsere Grundhaltung: Geben wir auf oder bleiben wir dran und glauben an unsere Selbstwirksamkeit? In der agilen Transformation mit unzähligen Herausforderungen in einem unsicheren Umfeld brauchen Führungskräfte und Teams eine dynamische Denk- und Handlungslogik, die sich selbst hinterfragt und ständig aktualisiert. Und genau hier befindet sich auch der Hebel zur Veränderung: in der Selbstreflexion und Selbstwirksamkeit jedes Einzelnen. Und das ist veränderbar, vorausgesetzt wir wollen uns entwickeln.

Vor allem in der Führung (ob hierarchisch oder lateral als Coach oder Moderator) gehört es meiner Meinung nach zu unserer eigenen Psychohygiene uns mit den eigenen Schatten und Begrenzungen zu beschäftigen, um diese zumindest nicht blind weiter zu vermitteln. Analog der Merkmale eines agilen oder Growth Mindset nach Carol Dweck geht es dabei vor allem um folgende Themen und Entwicklungs-Hebel:

1. Hebel: Welt- und Selbstsicht

Wissen ist Macht. Erkennen, was wir nicht wissen können, ist Weisheit.
Adam Grant

Als junge Frau absolvierte ich ein Biotechnologie Studium, weil ich damals etwas handfestes machen wollt. Obwohl Vieles in meinem Studium inhaltlich für mich trocken und langweilig war, lernte ich eine Denkweise die mich prägte und heute noch stark beeinflusst: nämlich eine wissenschaftliche Denk- und Handlungsweise. Wir Studenten übten uns darin, bisheriges Wissen und den aktuellen Stand der Forschung zu hinterfragen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Geisteshaltung, die wir uns aneigneten, war geprägt von großer Neugier und Offenheit und trainierte das Umdenken. Hypothesen zu bilden, Experimente dazu durchzuführen, um vieles wieder zu verwerfen und unermüdlich weiter zu suchen ist eine gute Übung, um in sich selbst eine flexible Haltung zu manifestieren. Nie darf man sich dabei auf dem Kenntnisstand von gestern ausruhen. Stell dir vor du würdest genauso mit deinen eigenen Annahmen über dich selbst und das Leben umgehen. Es würde deinen Umgang mit deinen eigenen und anderen Meinungen eklatant transformieren.

Genau dazu rät Adam Grant und beschreibt die Relevanz des wissenschaftlichen Denkens, um nicht in die Falle der Selbstüberschätzung zu kommen. Selbstüberschätzung fußt zum einen auf dem Bias (kognitive Verzerrung) des Bestätigungsfehlers: zu sehen was wir zu sehen erwarten und zum anderen auf dem Bias der Erwünschtheitsverzerrung: in dem wir sehen, was wir sehen wollen. Gut zu denken, lässt einen demnach noch schneller in die Falle tappen, schlechter als andere darin zu werden, Dinge zu überdenken. Je schlauer und gebildeter und erfahrender wir auf Gebieten zu sein glauben, desto mehr sind wir gefährdet in den Zyklus der Selbstüberschätzung zu geraten und unsere Borniertheit auszublenden.

Wissenschaftliches Denken hingegen fördert die Demut statt dem Stolz, den Zweifel statt der Gewissheit und somit die Neugier statt der Bestätigung. Und genau diese sind die besten Zutaten für den Zyklus des Umdenkens: Demut fördert den Zweifel an unseren Annahmen und führt zu Neugier, uns mit neuen Perspektiven oder Erkenntnissen auseinanderzusetzen – woraufhin wir Neues entdecken und Altes überschreiben können.

Agiles Mindset, Welt- und Selbstsicht, experimentieren, Claudia ThonetWelt und

2. Hebel: Umgang mit Herausforderungen

In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten!
Albert Einstein

Agiles Mindset, Umgang mit Herausforderungen, Claudia Thonet

Herausforderungen oder Hindernisse treten auf der inneren und auf der äußeren Ebene auf: Auf der äußeren Ebene haben wir den Eindruck, jemand oder etwas würde uns etwas antun und unseren inneren Frieden stören. Vor allem in Beziehungen reagieren wir dann enttäuscht, sind verletzt oder verwirrt und fühlen uns auf unterschiedliche Art und Weise angegriffen. Auf der inneren Ebene begegnen wir unseren eigenen Begrenzungen in Form von Aktivierungen alter Erfahrungen und daraus resultierenden Überzeugungen. Meist empfinden wir äußere Herausforderungen nur als solche, weil sie innere Prozesse in Gang bringen, die mit Ängsten gekoppelt sind. Das Zauberwort zum Umgang mit Herausforderungen ist Resilienz. Resilienz ist wie unser psychisches Immunsystem im Umgang mit Herausforderungen, und es lässt sich ähnlich wie unsere Körperabwehr trainieren und stärken. Folgende Faktoren finde ich im Umgang mit Herausforderungen auf beruflicher Ebene besonders relevant.

3.Hebel: Akzeptanz

Radikale Akzeptanz dessen, was ist, bedeutet erst einmal hinzuschauen und wahrzunehmen, wie die aktuelle Herausforderung aussieht, welche Auswirkungen sie auf unser Denken und Fühlen hat und uns dem mit aller Achtsamkeit zuzuwenden. Oftmals löst sich dabei schon so manches unangenehme Gefühl bereits auf, weil wir uns bzw. dem Gegenüber die Aufmerksamkeit schenken, die gerade gebraucht wird.
Radikale Akzeptanz ist ein Konzept, das ursprünglich aus der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) stammt, einer Form der Psychotherapie, die von der Psychologin Marsha M. Linehan entwickelt wurde. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, eine Situation, eine Person oder sich selbst vollständig anzunehmen und zu akzeptieren, ohne Widerstand oder Urteil.

Radikale Akzeptanz bedeutet, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, auch wenn sie unangenehm oder schmerzhaft ist. Es geht darum, den Widerstand gegen das, was nicht verändert werden kann, loszulassen und statt dessen eine bewusste Wahl zu treffen, die Realität anzuerkennen und mit ihr umzugehen. Es bedeutet nicht, passiv zu sein oder sich mit ungesunden oder schädlichen Situationen abzufinden, sondern vielmehr, eine Grundlage für Veränderung zu schaffen, indem man die Realität akzeptiert und von diesem Punkt aus handelt.

4. Hebel: Lösungsorientierung

Agiles Mindset, Lösungsorientierung, Claudia Thonet

Ganz nach dem Motto: jedes Problem enthält eine Lösung wenden wir uns nach der Akzeptanz den möglichen Lösungen zu. Manchmal ist es dabei wichtig nicht die typischen und gewohnten Lösungen zu reproduzieren, sondern wirklich neue Erkenntnisse zuzulassen und neue Wege auszuprobieren.

5. Hebel: Bindungen/Netzwerke

Agiles Mindset, Bindungen und Netzwerke, Claudia Thonet

Bindungen und Netzwerke haben in herausfordernden Situationen mehrere stärkende Aspekte: Durch die unterschiedlichen Sichtweisen diverser Betroffener können Hindernisse unterschiedlicher interpretiert werden und damit verschiedene Lösungsmöglichkeiten nach sich ziehen. Außerdem erzeugen gute Bindungen psychologische Sicherheit, die im Umgang mit Themen außerhalb unserer Komfortzone enorm unterstützend wirkt.

6. Hebel: Verantwortung übernehmen

Verantwortung für Anforderungen zu übernehmen und sich von der Ansicht befreien, dass die Anderen schuld sind, ist der nächste Schritt hin zur Resilienz. Verantwortungsübernahme ist dabei ein Entwicklungs-Prozess, bei dem wir unseren Mustern sehr gut auf die Schliche kommen können

7. Hebel: Durchhaltevermögen

Für dynamisches Mindset charakteristisch ist es, lange dranzubleiben trotz Schwierigkeiten, und Anstrengungen zu nutzen, um effektivere Wege zu suchen. Die dafür erforderliche Willenskraft ist entscheidend für die Ausbildung der Selbstaktualisierung. Wenn du zu früh aufgibst, läufst du nämlich Gefahr dir dadurch deine alten Muster zu bestätigen. Wenn wir uns zu neuen Erfahrungen aufmachen, wie beispielsweise eine neue Sportart zu erlernen, werden wir zunächst einigen Hürden und Herausforderungen begegnen.

8. Hebel: Fehler und Feedback

Fehler werden als Lernchancen genutzt und kritisches Feedback aktiv eingefordert. 

Wenn ich die letzten Jahre reflektiere, merke ich immer wieder meine eigene Neigung, mir mehr aktives Feedback in den Workshops einzufordern, bei denen ich spüre, wie begeistert und lernfreudig die Gruppe reagiert als bei herausfordernden Kursen, die mich verunsichern. Ich muss aktiv gegen diese Neigung agieren und mich zwingen gerade in den schwierigen Situationen mir offenes Feedback geben zu lassen. Dabei hilft mir meine Erfahrung, wie hilfreich und wichtig Feedback ist und wie sehr Menschen zu schätzen wissen, wenn ich daran wirklich interessiert bin.  

Claudia Thonet, Agile Consulting, Portrait

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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