Agiler Kulturwandel: 5 Bausteine für ein agiles Fitnessprogramm (Teil 4 – Verhalten)
Das Kulturwandel-Haus bietet einen übersichtlichen Zugang zur Planung eines agilen Kulturwandels. Das Modell sortiert den komplexen Prozess in fünf Trainingsfelder, auf denen Weiterentwicklung stattfinden sollte: das Fundament, drei Säulen und das Dach. So hilft es, einen ganzheitliches Trainingsplan zu entwickeln, bei dem vielfältige Maßnahmen sinnvoll ineinandergreifen.
Der dritte Baustein im agilen Fitnessprogramm (» Hier geht’s zum zweiten Baustein) zur Entwicklung einer agilen Unternehmenskultur, heißt Verhalten. Es ist neben dem Fundament und dem Mindset die zweite Säule des Kulturwandelhauses und stellt sozusagen den praktischen Trainingsplan dar: Hier geht es darum, wie die Kniebeugen konkret aussehen sollen, wenn sie richtig gemacht werden.
Baustein 3: Das Verhalten als zweite Säule der agilen Kultur
Es geht also um neue Methoden und das konkrete Üben neuer Verhaltensweisen. Dabei muss die Kopplung mit dem Mindset eng sein, denn beides zusammen entscheidet darüber, wie Führungskräfte handeln. So wird jemand, der nicht an Entwicklung glaubt, ganz anders Feedback geben, als jemand der davon überzeugt ist.
Trainingsziel hier ist es, zu definieren, welche Verhaltensweisen praktisch gewünscht sind. Dazu wird genau betrachtet, welches Verhalten jetzt vorherrscht und welches dies idealerweise in Zukunft sein wird. Um davon ein spezifisches Bild zu entwerfen, werden Fragen geklärt wie diese:
- Wonach handeln Führungskräfte und Mitarbeiter? Wonach sollten sie handeln? Was gibt ihnen Handlungsimpulse?
- Wie wird ein Meeting abgehalten? Wie geben Führungskräfte Feedback?
- Wie könnten sie sich anders verhalten und was muss sich dazu ändern?
- Wie wird geführt – aus der Mitte (Selbstführung), von unten (durch Mitarbeiter-Initiativen), von oben (Heldenführung, Ansage) oder von der Seite (lateral und dienstleistend)?
- Wieviel Führung von oben braucht es in Zukunft? Wie sieht diese genau aus? Welche Führung von der Seite (lateral) brauchen wir und wie gestalten wir sie konkret?
Auf diesem Trainingsfeld wird Mindset in konkretes Handeln übersetzt, wobei beim agilen Wandel vor allem das Führungsverhalten im Fokus steht.
👉 Maßnahmen, um in puncto VERHALTEN fit zu werden
Der Trainingsansatz in diesem Baustein heißt Experiment. Um neue Verhaltensweisen zu etablieren, werden sie zunächst ausprobiert. Beispielsweise werden mit den Betroffenen drei verschiedene Situationen erarbeitet, die markant für den angestrebten Kulturwandel sind. Möglicherweise sind dies das Einstellungsgespräch, die Meeting-Moderation und der Umgang mit Konflikten. Dann wird gefragt: Wie handeln die Mitarbeitenden jetzt? Was tun die Führungskräfte? Anhand der Betrachtung der konkreten Situationen wird allen Beteiligten meist schnell bewusst, welches Verhalten zurzeit stattfindet und welches sich alle wünschen.
Danach werden sinnvolle Vorgehensweisen, hilfreiche Methoden und nützliche Ansätze für die agile Verhaltensänderung vermittelt. Die neuen Verhaltensweisen – ob zwischen den Teams, zu den Kunden hin ausgerichtet oder auf der Führungsebene – werden dann durch Trial and Error ausprobiert. Erfahren und üben steht im Vordergrund. Das Motto dabei ist: „Safe enough to try!“ Jedes Experiment muss demnach so gestaltet sein, dass es keinen Schaden anrichten kann und sich alle Betroffenen auf den Versuch einigen. Jeder Versuch wird nach einem konkreten Zeitpunkt gemeinsam ausgewertet und angepasst, um besser weiterzuüben und noch mehr von dem gewünschten Verhalten zu ernten. Eine enge Kopplung mit den in Folge 3 schon erwähnten Reflexionsmethoden ist dabei wichtig.
Ausblick:
Im nächsten, dem fünften Teil des Trainingsprogramms geht es um Architektur & Design und welche Rolle die Gestaltung von Prozessen, Entscheidungswegen und Transparenz für den agilen Wandel im Unternehmen spielen.