Agiler Kulturwandel: 5 Bausteine für ein agiles Fitnessprogramm (Teil 5 – Architektur & Design)

Der vierte Baustein im agilen Fitnessprogramms, als das wir den Wandel hin zu einer agilen Unternehmenskultur verstehen, sind die strukturellen Vorgaben in Form von Architektur & Design. Im Kulturwandelhaus stellen sie die dritte Säule zwischen Fundament und Dach dar. Sie trägt zum agilen Kulturwandel mindestens genauso viel bei wie die Ausstattung des Fitnessstudios zum Trainingserfolg seiner Mitglieder.

Kulturwandelhaus, Architektur und Design, Claudia Thonet & Svenja Hofert

Baustein 4: Architektur und Design als dritte Säule der agilen Kulturentwicklung

Die Struktursäule umfasst alles, was die Zusammenarbeit ordnet und einen Rahmen bietet – sei es in Abläufen und Prozessen oder in Organisations- und Teamdesigns. Man könnte diesen Baustein auch als den „Sachlichen“ bezeichnen, während alle anderen den Menschen in den Mittelpunkt setzen, weil er entscheidend ist für eine erfolgreiche Agilisierung. Doch die Struktur prägt eben auch menschliches Verhalten. Deshalb ist sie ebenfalls ein wichtiges Element für den agilen Kulturwandel.

Die Leitfrage lautet: Wie setzen wir Agilität auf? Denn es gibt verschiedene Ansätze, Konstruktionen und Tools, die das tägliche Praktizieren von Agilität erleichtern. Einen guten Ansatz, um die Einrichtung des (metaphorischen) Fitnessstudios zu planen, bieten folgende Fragen:

  • Wie soll das Unternehmen aufgebaut sein? Wie soll es umgebaut werden?
  • Was tun wir mit unseren Hierarchien? Halten wir daran fest? Streichen wir eine Ebene? 
  • Wie bauen wir Teams?

Die Architekturfrage führt vom großen Ganzen zum kleinen Detail, immer entlang der strukturellen Entscheidungen. Welche passend sind, sollte genau analysiert werden – am besten mit externer Unterstützung.

👉 Maßnahmen, um in puncto ARCHITEKTUR und DESIGN fit zu werden

Die Trainingsmethode, um agil fit zu werden, ist hier Information, wozu wir Schulung und Beratung zählen. Nur wer weiß, was es gibt und wo die Vor- und Nachteile liegen, kann sich für oder gegen etwas entscheiden. Besonders hilfreich sind unabhängige Expertinnen und Experten, die nicht „das eine“ System verkaufen und deshalb für andere fast automatisch blind sind. Sie entwickeln gemeinsam mit den Verantwortlichen im Unternehmen Antworten auf Fragen wie diese:

  • Was passt zum Fundament und zum Mindset?
    Augenhöhe und Eigeninitiative lassen sich z.B. strukturell dadurch unterstützen, dass Hierarchien abgebaut oder ausgedünnt werden.
  • Ist Selbstorganisation eine Möglichkeit? Sollte diese auf das ganze Unternehmen oder nur auf Teile ausgerollt werden? Und wie nehmen wir die beteiligten Menschen mit?
    Das gelingt z.B. durch vereinfachte Entscheidungsprozesse oder verteilte Budgets, die es Mitarbeitenden leicht machen, Verantwortung zu übernehmen.
  • An welchen Modellen und Frameworks orientieren wir uns?
    Scrum oder Kanban z.B. geben mit ihren vorgegebenen Abläufen Orientierung, aber auch einzelne Tools und Meetingformate aus diesen Frameworks können helfen, ein bestimmtes, gewünschtes Verhalten zu formen. Agile Reviews und Retrospektiven etwa sorgen dafür, dass es regelmäßig Raum für Reflexion und Teamentwicklung gibt, und tragen so dazu bei, dass sich eine gute agile Feedbackkultur entwickelt

Alle Säule und Bereiche des Hauses sind miteinander eng verzahnt. Die Frage, wie ein Unternehmen aufgebaut ist, beantwortet sich aus dem Fundament (den Grundannahmen) ebenso wie aus dem Mindset, andersherum hat der Aufbau auch direkten Einfluss auf Mindset und Verhalten. Für einen erfolgreichen Kulturwandel müssen die Wechselwirkungen deshalb mitgedacht werden.

Ein Unternehmen oder ein Bereich wird nicht beweglicher oder innovativer, indem die Verantwortlichen ausschließlich an den Grundannahmen und Interaktionsmustern schrauben. Um in einem Team eine Kultur zu etablieren, in der Offenheit und Transparenz herrschen, reicht es nicht, diese Werte zu schulen. Wenn nicht gleichzeitig die Arbeitsprozesse entsprechend digitalisiert werden, wird die Selbststeuerung ausgebremst werden – und zwar selbst dann, wenn die agilen Werte tatsächlich von allen gelebt werden. Und auch ein noch so kreatives, dynamisches Team wird keine Innovationen entwickeln können, wenn es nicht über die entsprechenden finanziellen Ressourcen verfügen kann.

Wichtig ist die alternierende Veränderung: Nach Interventionen in puncto Kultur kommt die passende strukturelle oder prozessuale Veränderung, dann folgen wieder Maßnahmen im Bereich Mindset oder Verhalten –, bevor dann wieder die nächste Strukturadaption folgt. Mehr zu diesem Vorgehen habe ich hier beschrieben: Hacks für den Kulturwandel

Ausblick:

Der sechste und letzte Teil des Trainingsprogramms stellt das Dach des Kulturwandelhauses dar: Es steht für die Vision eines Unternehmens, die allen Motivation gibt und Orientierung auf dem Weg zur agilen Unternehmenskultur bietet. 

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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