Run frisst Change – Keine Zeit für Veränderungen

„Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten sind nicht die Turbulenzen, sie besteht darin, mit der Logik von gestern zu handeln.“ Peter Drucker

Dazu reicht es nicht mehr, gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiter zu gewinnen, vielmehr braucht es die Fähigkeit, gemeinsam stetig neu zu denken, alte Gewohnheiten zu hinterfragen, Hindernisse und erkennen und neue Ideen zu Gunsten der Kunden einzubringen und umzusetzen.

Innovation und Kundenzentrierung entscheiden heute über Erfolg oder Scheitern und trotzdem nehmen wir uns nicht genügend Zeit dafür. Zeit und Schutzräume sind für Innovationen so wichtig wie die Luft zum Atmen. Sonst frisst der „Run“ des operativen Tagesgeschäfts jeden „Change“.

Denn ohne die Dringlichkeit der Veränderung und Raum zum Neu-Denken wird der Wandel nicht gelingen können: Entscheider und Teams verhalten sich leider oftmals, wie der Hase von Alice im Wunderland mit seinem Motto: KEINE ZEIT.

Run frisst Change

„Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit …“ sagte der Hase bei Alice im Wunderland und hetzte immer mit Blick auf seine Uhr von einer Katastrophe in die nächste.

So kommen uns auch die meisten Führungskräfte und Teams der Organisationen vor:

  • Alle haben zu wenig oder gar keine Zeit für wichtige strategische Themen,
  • Alle haben zu wenig Ressourcen an Personal und Budget für Freiräume und Innovationen
  • Alle versuchen erst den operativen nie endenden Berg an To Dos abzuarbeiten
  • Niemand will wahrhaben, dass operative Themen weggelassen werden müssen, um Strategisches stärker zu priorisieren. Die meisten denken, die Reihenfolge der tausend Dinge zu verändern, würde helfen (was nicht funktionieren kann).

Hand aufs Herz: Wie gut kannst du über dein Leben reflektieren und wichtige Entscheidungen für die Zukunft treffen, während du deine hunderten Dinge des Alltags zu bewältigen versuchst? Solche Gedanken machst du dir erst, wenn eine Zäsur des Alltags durch Urlaub, Auszeiten, Krankheiten, besondere Ereignisse etc. erfolgt.

Das berühmte Sägeschärfen passiert nicht im Dauerlauf des Alltags.

Wir brauchen Strukturen und Rituale, um neu und anders zu denken und zu handeln. Teams brauchen dazu nicht nur die Rituale der Events, um sich über Strategien Gedanken zu machen, sie brauchen darüber hinaus die Rückendeckung der Führung. Es muss klar sein, dass neue oder veränderte Arbeitsweisen nicht nur „Nice to Have“ sondern „dringlich und notwendig“ sind und dafür anderes weggelassen werden darf.

Mit diesen Faktoren, schaffst du Raum für Veränderungen:

1.  Gefühle haben Vorrang. Gerade bei Veränderungen auf die sachliche Ebene zu beharren, ist schlichtweg nicht realistisch und umsetzbar. Veränderungen lösen Gefühle wie Angst und Ärger aus und diese müssen sein dürfen und gehört werden. Angst verhindert neurobiologisch betrachtet Veränderungen, denn sie verbraucht Ressourcen im Gehirn, die für das Arbeitsgedächtnis gebraucht werden. Oftmals reduzieren sich Emotionen, wie Angst oder Unmut bereits dadurch, dass sie sein dürfen, gehört und verstanden werden. Dazu brauchen Individuen die Sicherheit zwischenmenschliche Risiken einzugehen und konträre Meinungen zu äußern oder sich verletzlich zu zeigen.

2. Attraktivität und Notwendigkeit: Veränderungen müssen nicht nur attraktiv sein, sondern es muss allen Beteiligten klar sein, dass es so, wie bisher nicht weiter gehen kann. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit spielt eine große Rolle in der Bereitschaft sich zu bewegen und neue unsichere Wege zu gehen. „Der Mensch ist eine träge Masse“ sagt eine gute Kollegin von mir. Er will sich nicht gerne verändern und ahmt lieber vertraute Muster nach, die ihm sicher erscheinen. Wir bewegen uns dann raus aus unserer Komfortzone, weil der zukünftige Zustand uns attraktiv erscheint oder weil der aktuelle Zustand schlichtweg nicht mehr bewahrenswert ist.

3. Safe to Fail Experimente: Teams brauchen die Sicherheit neue Dinge ausprobieren zu können, ohne allzu großen Schaden damit anzurichten. Insofern solltest du mit den Beteiligten vor allem zu Beginn Experimente aussuchen, bei denen das Scheitern keine allzu großen Gefahren birgt. Scheitern schmerzt und ist unangenehm für jeden. Wird dieser Schmerz akzeptiert und der Wachstum, der entsteht entsprechend belohnt, dann lernen Teams mit dem Scheitern besser umzugehen.

4. Mutige Lernkultur: Um Mut zu entwickeln, brauchen Teams die Erlaubnis Fehler zu machen und Fehler zu berichten. Amy Edmondson  fand heraus, dass die besten Teams die meisten Fehler machen, weil sie diese berichten und nicht unter den Teppich kehren.

5. Good enough to try Ergebnisse: nicht die Perfektion hat Vorrang, sondern der inkrementelle Ansatz mit unfertigen Ergebnissen, die aber bereits einen Mehrwert bieten. Diese Teilergebnisse werden ausgeliefert bzw. ausgerollt und dann nach und nach weiterentwickelt und optimiert.

6. Schutzräume: Teams, die neue Wege gehen brauchen Schutzräume in denen Neues wie ein Samenkorn gedeihen kann und gehegt und gepflegt wird, bis es stark genug ist. Dazu brauchen sie die Ressourcen von der Führung, die wie Nährstoffe für die Entwicklung wirken. Metaphorisch gesprochen werden die neuen Pflanzen, die dadurch entstehen nicht schneller wachsen wenn jemand an ihnen zieht, sondern sie würden ausreißen solange sie noch jung und zart sind. Erst durch das behutsame Wachstum gelangen die neuen Pflanzen zu einer Widerstandskraft mit der sie auch ohne Schutzraum anderen Kräften standhalten können.

Fazit

Veränderung braucht Zeit und ist ein langwieriger Prozess, in dem es auch zwischenzeitlich Performance-Einknicke geben wird. Energie geht dorthin, wo unsere Aufmerksamkeit ist. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Veränderung im Inneren, dann haben wir in diesem Moment weniger Aufmerksamkeit auf Performance in Richtung Leistungserbringung nach außen. Doch nachdem die inneren Veränderungsprozesse stattgefunden haben, können Teams auch im außen effektiver sein.

Claudia Thonet, Agile Consulting, Portrait

Claudia Thonet

Gründerin/Geschäftsführerin
Expertin für agile Transformation/agile Führung und Teams


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